Vitamin K und Herz- und Gefäßerkrankungen

Vitamin K und Herz- und Gefäßerkrankungen

Denken Sie, wenn Sie den Begriff Herz- und Gefäßerkrankungen hören, an Arterien und Vitamin K? Vermutlich bringen Sie Gefäßerkrankungen zunächst in Verbindung mit Omega-3-Fettsäuren und das ist auch nicht verkehrt, aber auch das so unscheinbar wirkende Vitamin K spielt in unserem Herz-Kreislauf-System eine entscheidende Rolle. Immer, wenn sich unser Herzmuskel in der sogenannten Systole zusammenzieht, strömt sauerstoffreiches Blut in die Arterien. Diese normalerweise recht elastischen Blutgefäße können im Alter durch Atherosklerose immer mehr ihre Elastizität verlieren. Vitamin K hilft, die Elastizität von Adern und Venen zu erhalten. Auch die kurzfristige Dehnbarkeit des Herzens und das Zusammenziehen von Arterien, Aorta, Arteriolen und Kapillaren muss für vaskuläre Funktionen gegeben sein. Ein wichtiges Vitamin zur Vermeidung der koronaren Volkskrankheiten ist Vitamin K. Ein Mangel lässt sich zwar nicht unmittelbar erkennen, hat aber schwerwiegende Folgen wie die arterielle Steifheit.

Kalkablagerungen in den Gefäßen bremsen

Um die Geschmeidigkeit der Arterien zu erhalten, müssen Kalkablagerungen im Herz und in deren Wänden verhindert oder zumindest gemindert werden. Dazu braucht der Körper Vitamin K. Es gibt zwei Arten von K-Vitaminen: Vitamin K1 und das effizientere K2. Vitamin K2 aktiviert ein in unseren Blutgefäßen vorkommendes Protein mit der Bezeichnung Matrix GLA, auch unter der Abkürzung MGP für Matrix-GLA-Protein bekannt. Wenn Vitamin K 2 das GLA Protein aktiviert, bindet dieses Calciumionen, die sich dann nicht mehr in den Gefäßwänden festsetzen können. So lassen sich Herz-Erkrankungen und Arteriosklerose verhindern. Mäuse zeigten bei Fehlen von aktiviertem MGP bzw. K2 in kürzester Zeit umfangreiche sehr starke Verkalkungen an großen Schlagadern. Die Tiere starben an Rissen der Adern oder Schlaganfällen. Bei Ratten verursachte der zugeführte Vitamin K-Antagonist Warfarin Verkalkungen in den Herzklappen und Schlagadern. Warfarin wird als Blutverdünner heutzutage eingesetzt, verhindert aber leider die kalkbindende Wirkung von MGP, weil es die Versorgung mit Vitamin K ausbremste. Gerade das Warfarin, das eigentlich bei Erkrankungen des Herzens für Verdünnung des Blutes sorgen soll, erfüllt zwar seinen Zweck als Blutverdünner, sorgt aber gleichzeitig dafür, dass Vitamin K nicht aufgenommen werden kann. Dann kann das für die Gefäße wertvolle K2 nicht weiteren Ablagerungen in den Arterien entgegenwirken. Bei den untersuchten Ratten kam es zu Plaque-Ablagerungen in der Tunica media, der mittleren Arterienwand. Es handelte sich dabei um die sogenannte Mönckeberg’sche Mediasklerose. Diese Erkrankung kommt vor allem bei älteren Menschen sowie Patienten mit Diabetes oder Nierenerkrankungen vor. Erhielten Ratten hohe Dosen von Vitamin K2, machte dies die Kalkeinlagerungen in den Gefäßen teilweise sogar wieder rückgängig. Die Elastizität der arteriellen Blutgefäße verbesserte sich ebenfalls wieder. Interessant ist, dass in gesunden Arterien ausschließlich carboxiliertes MGP zu finden ist. Carboxilieren bedeutet, dass mit Vitamin K Gammaglutamylcarboxylase entsteht. In der Tunica media erkrankter Ratten fanden sich gegenüber der von gesunden atherosklerotische Plaques mit nicht carbolisiertem MGP.

Bei Vitamin K Mangel drohen Herzinfarkt und Schlaganfall

Eine Verkalkung der mittleren Arterienwand führt zur Versteifung der Arterien, dies führt letztlich zu einer mangelnden Funktion der linken Herzkammer. Der Herzmuskel muss mit erhöhtem Druck Blut in die fast schon starren Gefäße pumpen. Die hohe Belastung kann irgendwann sogar zum Herz-Versagen führen. Ein hoher Anteil von atherosklerotischen Plaques in den Gefäßen erhöht die Gefahr, einen Herz-Infarkt oder Schlaganfall zu erleiden. Dies geschieht, wenn sich Plaque Teile lösen und z. B. die Koronararterie verstopfen. Nicht nur die „guten“ mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA unterstützen den Blutfluss und können einer Arterienverkalkung entgegenwirken, sondern auch Vitamin K kann durch Verhinderung von Plaquebildung und Erhalt der Gefäßelastizität dem Herz Schutz bieten. Untersuchungen ergaben, dass Vitamin K2 (Menachinon) dies bedeutend besser kann als Vitamin K1 (Phyllochinon). Wie erfolgversprechend eine hoher Vitamin K Spiegel für die Arteriengesundheit ist, zeigen etliche große Studien. Eine davon, die sogenannte Rotterdam Studie aus dem Jahre 2004, war eine prospektive Kohortenstudie (längere Beobachtungsstudie) mit 4.807 Versuchspersonen. Die Einnahme von Vitamin K2, also Menachinon in einer Dosis von mehr als 32,7 Mikrogramm täglich über längere Zeit brachte interessante Ergebnisse: Personen dieser Gruppe zeigen eine deutlich geringere Verkalkung der Aorta und signifikant geringeres Risiko für eine Herz- und Koronarerkrankung. Mit Vitamin K1, also Phyllochinon, ist dies, ebenfalls bei höherer Dosis, nur in geringem Maße möglich. Dies bestätigt die anfangs angedeutete These, dass Vitamin K2 besseren Schutz für Herz und Gefäße bietet als Vitamin K1.
Ein Tiermodell bestätigt diese Einschätzung: Nahrungsergänzung mit K2 kann eine Verkalkung von Schlagadern komplett verhindern. Vitamin K1 zeigt dagegen kaum eine Wirkung.

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Vitamine und Mineralien als sinnvolle Kombination

Eine drei Jahre lang dauernde Studie mit 108 postmenopausalen Frauen brachte hingegen für das Vitamin K1 einen interessanten Aspekt. Die Studienteilnehmerinnen erhielten am Tag 1mg Vitamin K1. Zusätzlich erhielten sie auch noch 8 Mikrogramm Vitamin D täglich sowie Kalzium, Magnesium und Zink. Von Vitamin D ist bekannt, dass es die körpereigene Produktion von MGP anregt. Die kontinuierliche Nahrungsergänzung mit den vorher genannten Substanzen führte schließlich zu einer deutlich geringeren Verkalkung der Halsschlagadern. Auch mit Vitamin K2 sind solche Kombinationen sinnvoll, um noch bessere Resultate zu erzielen.

Studien:

Nutrition. 2006 Jul-Aug;22(7-8):845-52. Pleiotropic actions of vitamin K: protector of bone health and beyond? Kaneki M, Hosoi T, Ouchi Y, Orimo H https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16815498

Eur J Nutr. 2004 Dec;43(6):325-35. Epub 2004 Feb 5. Beyond deficiency: potential benefits of increased intakes of vitamin K for bone and vascular health. Vermeer C1, Shearer MJ, Zittermann A, Bolton-Smith C, Szulc P, Hodges S, Walter P, Rambeck W, Stöcklin E, Weber P. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/15309455

Thromb Haemost. 2007 Jul;98(1):120-5. Vitamin K: the coagulation vitamin that became omnipotent. Cranenburg EC, Schurgers LJ, Vermeer C. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17598002

Blood. 2007 Apr 1;109(7):2823-31. Regression of warfarin-induced medial elastocalcinosis by high intake of vitamin K in rats. Schurgers LJ, Spronk HM, Soute BA, Schiffers PM, DeMey JG, Vermeer C. https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/17138823

Beneficial effects of vitamins D and K on the elastic properties of the vessel wall in postmenopausal women: A follow-up study DOI: 10.1160/TH03-07-0423 https://www.researchgate.net/publication/5847968_Beneficial_effects_of_vitamins_D_and_K_on_the_elastic_properties_of_the_vessel_wall_in_postmenopausal_women_A_follow-up_study

Dietary Intake of Menaquinone Is Associated with a Reduced Risk of Coronary Heart Disease: The Rotterdam Study Johanna M. Geleijnse, Cees Vermeer, Diederick E. Grobbee, Leon J. Schurgers, Marjo H. J. Knapen, Irene M. van der Meer, Albert Hofman and Jacqueline C. M. Witteman Department of Epidemiology & Biostatistics, Erasmus Medical Center Rotterdam https://pdfs.semanticscholar.org/acf8/6c51f97ac30585fde7aa17d6327e3af9e3b9.pdf